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Meldet die Kryptobörse an das deutsche Finanzamt?

Inwieweit die Kryptobörse, auf der Sie Handel betrieben haben, Ihre Nutzerdaten an das deutsche Finanzamt meldet, möchten wir hier aufzeigen. Es geht um die großen Börsen weltweit, die für deutsche Trader in Frage kommen:

  • Binance
  • Bitpanda
  • Coinbase
  • Bitstamp
  • Kraken
  • bitcoin.de
  • Nuri (ehemals: Bitwala)


Herausfordernd bei einer Betrachtung dieser verschiedenen Anbieter sind zum einen die unterschiedlichen Dienstleistungsvarianten (Börse oder Marktplatz) und zum andere die Rechtssysteme, denen die Anbieter unterliegen (etwa USA, England, Deutschland, Österreich). Die Beantworten der Frage, ob eine Kryptobörse Ihre Daten an das (deutsche) Finanzamt meldet kann daher jedenfalls nicht pauschal beantwortet werden.

Ob Kryptobörse Daten an Finanzamt übermittelt, muss differenziert beantwortet werden

Sie haben auf einer Kryptobörse hohe Gewinne mit Bitcoin und/oder anderen Kryptowährungen realisiert und fragen sich nun, wie bei der Steuererklärung damit umzugehen ist? Wir haben bereits folgende Informationsseiten für Sie erstellt:

Erfahrungen mit dem Finanzamt bei Bitcoin und Kryptowährungen

Probleme mit dem Finanzamt durch Kryptos

Wie erfährt das Finanzamt von Bitcoin und Kryptowährungen?

Falls Sie jedoch auf die Idee kommen sollten, die Steuererklärung nebst Anlage SO nicht ordnungsgemäß auszufüllen – sprich, Ihre Kryptogewinne dem Finanzamt zu verschweigen – raten wir dringend davon ab. Dies ist unserer Ansicht nach nicht nur moralisch verwerflich, sondern Steuerhinterziehung. Ihnen droht eine Geld und/oder- Freiheitsstrafe. Nehmen Sie dies bitte entsprechend ernst.

Dennoch ist die Frage, welche Kryptobörse in welcher Form Daten an die Finanzämter in Deutschland meldet, ein legitimes Anliegen. Denn die Kryptobörsen sind nicht alle gleich – und reagieren nicht allesamt gleichermaßen auf Datenanfragen von Behörden.

Meldet Binance an das Finanzamt?

Binance ist eine der weltweit größten Börsen, auf denen Bitcoin und andere Kryptowährungen gehandelt werden können. Ob Binance also einem deutschen Finanzamt personenbezogene Daten, insbesondere Trading-Daten, meldet?

Soweit wir dies überblicken können, hat Binance eine gewisse Historie von Firmensitzverlegungen. Es herrschte lange Unklarheit darüber, wo Binance tatsächlich angesiedelt ist. Nicht umsonst hat auch die britische Finanzaufsicht mitunter vor Binance gewarnt. Unserer Ansicht nach ist Binance hinsichtlich der Compliance zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit Coinbase, Kraken, bitcoin.de, Nuri (ehemals Bitwala), Bitstamp oder Bitpanda vergleichbar

Wie realistisch ist es also, dass Binance Ihre Trading-Daten an das für Sie zuständige Finanzamt meldet? Wir gehen davon aus, dass seitens Binance keinerlei proaktives Übermitteln von Trading-Daten stattfindet. Das bedeutet aber nicht, dass Ihre Daten nicht trotzdem bei Ihrem Finanzamt ankommen werden.

Ein Finanzamt kann sich als Behörde bei Binance durchaus mit einer Datenanfrage melden. Es bleibt dann Binance überlassen, ob Daten übermittelt werden. Vermutlich wird eine generelle Datenabfrage vom Finanzamt bei Binance auf Ablehnung stoßen. Eine spezielle, also auf eine einzelne Person gerichtete Datenabfrage, womöglich sogar mit einem Verdacht auf Steuerhinterziehung oder einem Ersuchen der Staatsanwaltschaft, könnte seitens Binance jedoch durchaus entsprochen werden.

Es lohnt sich daher unserer Ansicht nach nicht, darauf zu spekulieren, dass Binance keine Daten an das Finanzamt meldet. Im Zweifel werden Ihre Daten von Binance den Weg zu Ihrem Finanzamt finden, wenn es um hohe Geldbeträge geht – früher oder später.

Meldet Bitpanda an das deutsche Finanzamt?

Bitpanda ist, anders als Binance, nicht „irgendwo“ angesiedelt, sondern ein in Österreich gemeldetes, reguliertes und überwachtes Unternehmen. Es gilt primär österreichisches Recht und EU-Recht. 

Ein proaktives Übermitteln von Nutzerdaten seitens Bitpanda an deutsche Finanzämter halten wir zum jetzigen Zeitpunkt für nicht realistisch. Auszuschließen ist es aber nicht!

Da Bitpanda als Unternehmen in der Europäischen Union gewisse Pflichten auch gegenüber Deutschland zu erfüllen hat, dürfte eine Datenabfrage eines deutschen Finanzamts bei Bitpanda nicht auf taube Ohren stoßen. Wir können uns gut vorstellen, dass eine zielgerichtete Anfrage des für Sie zuständigen Finanzamts bei Bitpanda dazu führt, dass Bitpanda sämtliche Daten zu Ihrem Nutzerkonto meldet. Bitpanda dürfte die gesetzlichen Regelungen genauso ernst nehmen wie etwa Coinbase oder Bitstamp.

Denken Sie daran, dass Steuerhinterziehung nicht „einfach so verjährt“. Informieren Sie sich. Es drohen Ihnen bei Steuerhinterziehung auch noch in vielen Jahren harte Konsequenzen.

Meldet Coinbase an das Finanzamt?

Coinbase meldet vermutlich von sich aus nicht an das für Sie zuständige deutsche Finanzamt Ihre Daten. Da Coinbase in den USA angesiedelt ist, muss angenommen werden, dass Coinbase ähnlich wie andere größere US-Unternehmen primär die US-Rechtslage im Blick hat und einer Meldepflicht – in welcher Form auch immer – insbesondere gegenüber der in den USA zuständigen IRS im Fokus hat.

Als US-Unternehmen dürfte sich Coinbase jedoch gegen einzelne, begründete Datenanfragen von einem deutschen Finanzamt nicht abwehrend zeigen. Vermutlich wird es darauf ankommen, ob generell und in einem großen Ausmaß Daten gemeldet werden sollen, oder ob ein zu einer Einzelperson begründeter Tatverdacht auf Steuerhinterziehung vorliegt.

Coinbase ist überdies nicht nur eine der größten Kryptobörsen weltweit, sondern wird an der Börse gehandelt (anders als etwa Kraken oder Bitstamp). Dies bedeutet, dass Coinbase nicht wie Binance „im Verborgenen“ agieren kann, sondern sich peinlichst an gesetzliche Vorgaben zu halten hat – ansonsten droht Ärger von den Aufsichtsbehörden und AktionärInnen.

Meldet Bitstamp an das deutsche Finanzamt?

Bitstamp ist ein in England sitzendes Unternehmen. England hat erst kürzlich durch den vielbeachteten Brexit die Europäische Union verlassen. Somit gilt bezüglich Bitstamp nicht mehr uneingeschränkt EU-Recht, sondern das lokale, britische Recht. Es wird zwar auf Englisch kommuniziert, so wie auch bei Coinbase und Kraken, jedoch ist Bitstamp nicht ein rein in den USA angesiedeltes Unternehmen.

Dennoch gibt es auch nach dem Brexit enge Zusammenarbeiten zwischen England und den EU-Staaten. Wir vermuten, dass Bitstamp nicht proaktiv Daten an deutsche Finanzämter meldet. Auf eine Anfrage seitens eines deutschen Finanzamts wird Bitstamp jedoch vermutlich reagieren – sei es mit einer Ablehnung, einer Rückfrage oder einer Meldung der angeforderten Daten.

Interessant ist bei dieser Konstellation die Frage, inwieweit die EU-weit geltende Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) auch nach dem Brexit in England einen Fortbestand hat. Bitstamp hält sich vermutlich derzeit (noch?) sowohl an die DSGVO, als auch an speziell britisches Recht zum Datenschutz.

Meldet Kraken an das Finanzamt?

Kraken ist, wie Coinbase, ein in den USA ansässiges Unternehmen. Anders als Coinbase ist Kraken jedoch nicht an der Börse handelbar und unterliegt daher nicht ganz so strengen Voraussetzungen in der Compliance wie Coinbase.

Es haben schon etliche Behörden bei Kraken zu verschiedenen Fallkonstellationen Daten angefragt. Kraken ist, soweit wir dies wissen, sehr abwehrend gegen diese Art von behördlichen Anfragen – aus dem Ausland. US-Behörden jedoch dürften bei Kraken eine „öffene Tür“ vorfinden. 

Kraken wird vermutlich nicht von sich aus „einfach so“ Daten an deutsche Finanzämter melden. Davon hätte Kraken keinen wirtschaftlichen Vorteil, sondern einen schlechten Ruf bei der Kundschaft. Wie Kraken jedoch auf eine explizite Datenanfrage von einem deutschen Finanzamt reagiert, können wir nicht einschätzen. Im Zweifel ist davon auszugehen, dass Kraken sehr wohl Nutzerdaten meldet, wenn dies gut begründet von einer offiziellen Behörde aus einem ernstzunehmenden Staat angefordert wird.

Meldet bitcoin.de an das Finanzamt?

Bitcoin.de ist eine der wenigen in Deutschland ansässigen Handelsplätze für Kryptowährungen. Da unserer Ansicht nach bitcoin.de eine hochprofessionelle und seriöse Plattform ist, gehen wir davon aus, dass Finanzämter aus Deutschland hier sehr leicht Anfragen umsetzen können.

Zu betonen ist, das bitcoin.de keine klassische Kryptobörse ist, sondern als Marktplatz lediglich Käufer und Verkäufer von Kryptowährungen wie Bitcoin vermittelt. Der Handelt findet dann über eine bereitgestellte Oberfläche zwischen den Vertragsparteien direkt statt.

Dies zeigt sich bereits auf der Marktplatzoberfläche:

Meldet Kryptobörse bzw. Marktplatz bitcoin.de an das Finanzamt?
Quelle: Marktplatzoberfläche für BTC/EUR Handel auf bitcoin.de (Stand: 28.11.2021)

Inwieweit bitcoin.de proaktiv an Finanzämter meldet, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Ausgeschlossen ist dies keinesfalls. Auf jeden Fall dürften deutsche Finanzämter über bitcoin.de ohne ernstzunehmende Hindernisse steuerrelevante Trading-Daten einholen können.

Meldet Nuri (ehemals Bitwala) an das Finanzamt?

Da Nuri (ehemals Bitwala) so wie bitcoin.de auch in Deutschland angesiedelt ist, dürfte hier das Gleiche gelten wie bei bitcoin.de. Gehen Sie davon aus, dass Ihre Tradingaktivitäten den deutschen Finanzämtern nicht unerkannt bleiben.

Insbesondere ist bei Nuri (ehemals Bitwala) wichtig zu verstehen, dass hier ein echtes Girokonto eröffnet wird. Auffällige Kontobewegungen werden in Deutschland teilweise automatisiert auch an Finanzämter gemeldet. Insofern müssen Sie damit rechnen, dass Sie auf Nuri (ehemals Bitwala) keinesfalls realisierte Gewinne „verstecken“ können.

Unsere Einschätzung zur Frage, ob die Kryptobörse an das Finanzamt meldet

Falls Sie Gewinne beim Trading mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen erzielt haben, sollten Sie sich zunächst einmal freuen. Herzlichen Glückwunsch – Sie haben mit Trading Geld verdient. Das ist ein Grund zur Freude!

Die Frage sollte nun nicht sein, ob Ihre Gewinne beim Finanzamt gemeldet werden. Unserer Ansicht nach sollten Sie ordnungsgemäß eine Steuererklärung nebst Anlage SO einreichen, und Ihre Gewinne anständig versteuern. Dann haben Sie auch keine Geld- und/oder Freiheitsstrafen wegen Steuerhinterziehung zu befürchten.

Fragen und Antworten zur Meldungen von Börsen ans Finanzamt

Das tun Sie in Ihrer Steuererklärung mit der Anlage SO. Hierfür nutzen Sie am besten ein Trackingtool für Ihr Trading, sodass die Daten nachvollziehbar für das Finanzamt dargestellt werden.

 

Sollten Sie Unterstützung bei der Steuererklärung diesbezüglich benötigen, können Sie sich gern an uns wenden. 

Davon können Sie ausgehen. Entweder meldet Ihre Kryptobörse auf spezielle Anfragen von Finanzämtern hin Ihre Tradingdaten, oder sogar proaktiv - Letzteres ist angesichts der sich verschärfenden Gesetzeslage durchaus anzunehmen.

 

Denken Sie auch an die berühmten "Steuer-CDs" aus der Schweiz. Gut möglich, dass alle (!) Trading-Daten der namhaften Kryptobörsen früher oder später an alle Finanzämter gelangen.

Wenn Sie mit Ihrem Trading durch Bitcoin und andere Kryptowährungen Gewinne erzielt haben, sollten Sie dies nicht dem zuständigen Finanzamt verschweigen.

 

Das Verschweigen in dieser Form bedeutet: Sie begehen Steuerhinterziehung. Es droht eine erhebliche Geld- und/oder Freiheitsstrafe.